Ich sag mal, gerade mit dem Amadeu Antonio finde ich es ein bisschen überspitzt. Ich muss ehrlich sagen, für mich war das eigentlich damals wirklich ein Unfall, der provoziert wurde, es kam zu Unstimmigkeiten. Er war auch sehr provozierend, muss ich sagen, und das müssten eigentlich seine Artgenossen eigentlich mit bekräftigen. Wurde dann natürlich gleich publik damals gemacht und so hoch gespielt, deswegen ist ja alles entstanden. Ich selber finde es eigentlich übertrieben, finde es schlimm, dass es so ist, dass wir so dargestellt werden, Eberswalde. Ich sag’ mal, wie oft streiten sich Deutsche, wo was Schlimmes passiert? Und nur weil es ein Ausländer ist, also für mich ist Mensch Mensch, muss ich mal sagen. Mir fehlt da manchmal ein bisschen das Verständnis. Das ist meine persönliche Meinung. […] Hat Geschichte geschrieben. Aber schade, dass es so hoch gepuscht wird, so ein Mittelwert wäre schön gewesen. Wir waren nicht ausländerfeindlich, wir hatten hier Polen, Ungarn, wir hatten Vietnamesen, die Angolaner über die ganzen Jahre. Und ich sag’ mal, wenn in dreißig oder vierzig Jahren einmal was passiert, ist das kein Maßstab, oder? Würde ich so sagen, ist meine Meinung. Aber das ist schlimm, man kann es nicht so offen tragen, weil es einfach zu gefährlich ist. Die eigene Meinung ist da nicht gefragt. Es ist eher dieses Boot gefragt, wo man mitschwimmt, und das finde ich nicht richtig. Wir haben dieses Amadeus-Haus, es ist alles gewachsen und es kostet ein Haufen Geld. Die Straße sollte umbenannt werden, das fand ich zugespitzt, bin froh, dass es nicht passiert ist. Wir haben diese Gedenkstätte und dann ist auch eigentlich gut, muss ich so sagen. Das war eben so, der erste rassistische Angriff und ich finde es nicht so, ich finde es überspitzt, leider. Ich sage ja, die sind sehr überempfindlich, die Angolaner, sie nehmen vieles ganz anders wahr. Sie sind sehr naiv veranlagt, so ein bisschen und so ein bisschen Kindsverhalten. Der spielt nicht mit mir, der ist böse. Die waren auch da in der Nähe untergebracht, nur ein paar hundert Meter weg. Da war immer schon ein Problem, da war öfters die Polizei, weil sich Betrunkene geschlagen haben, auch Deutsche. Bloß ist jetzt mal auch ein Gastarbeiter da rein gefallen und dann ist er auch noch tödlich geendet und dann passiert so was. Deswegen fand ich es nicht so schön, dass es rassistisch gesehen wurde. Für mich war das nicht so, ich habe eine andere Sicht.
Amadeu Antonio Kiowa kam 1987 als Vertragsarbeiter in die DDR und arbeitet im SVKE - Schlacht- und Verarbeitungskominat Eberswalde. In der Nacht vom 24. November 1990 wird Amadeu Antonio von Neonazis in Eberswalde überfallen und verstirbt am 6. Dezember. Er war eines der ersten Todesopfer rassistischer Gewalt im wiedervereinigten Deutschland.